Sprach-Kitas sind unverzichtbar

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (B90/DieGrünen) hat angekündigt, das Förderprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache ein Schlüssel zur Welt ist“ nicht weiter zu verlängern. Damit endet Ende des Jahres die Finanzierung der Sprachförderung in 108 Dortmunder Kitas. Die Landtagsabgeordnete Anja Butschkau (SPD) besuchte deshalb am Montag die AWO-Kita Am Bruchheck in Hörde, um sich über die Arbeit, die in den Sprach-Kitas geleistet wird, zu informieren.

Nach der Begrüßung durch die stellvertretende Einrichtungsleiterin Amel Bouallagui hospitierte die Abgeordnete in einer Kita-Gruppe und informierte sich im Anschluss bei Sprachfachkraft Isabell Chandler über die Arbeit und Erfolge der Sprach-Kita und darüber, was passiert, wenn das Programm nicht verlängert wird.

Isabell Chandler: „Es wäre so wichtig, dass das Förderprogramm „Sprach-Kitas verstetigt wird. Durch die strukturierte Sprachförderung in den Sprach-Kitas konnten wir Sprachdefizite viel effektiver ausgleichen. Gerade bei den Eltern konnten wir das Bewusstsein dafür stärken, dass Sprache wichtig für die Entwicklung ihrer Kinder ist.“

Amel Bouallagui: „Wenn das Förderprogramm des Bundes wegfällt, werden wir keine Sprachfachkraft mehr finanzieren können. Eine Verstetigung der Sprachförderung ist ohne Fachkraft nicht möglich. Das aufgebaute Wissen wird in kurzer Zeit wieder verloren gehen. Auch die wichtige Elternarbeit wird es dann nicht mehr geben.“

Anja Butschkau: „Sprach-Kitas sind unverzichtbar, um Chancengleichheit zu schaffen. Gerade für Dortmund, wo es viele Kinder aus zugewanderten Familien gibt, sind die Sprach-Kitas sehr wichtig. Wenn jetzt auch noch mehr Kinder aus der Ukraine in die Kitas kommen, darf das Bundesprogramm erst recht nicht abgewickelt werden.

Dabei ist es doch das Ziel der Bundesregierung, die Sprach-Kitas weiterzuentwickeln und zu verstetigen. So steht es zumindest im Koalitionsvertrag der Ampelregierung. Stattdessen schieben sich nun die beiden grünen Familienministerinnen im Bund und in NRW – Lisa Paus und Josefine Paul – den Zuständigkeitsball hin und her. Soll es doch der andere finanzieren. Leidtragende sind die Kinder, Eltern und Fachkräfte in den Kitas.“

Hintergrund:

Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ richtet sich vorwiegend an Kitas, die von einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Kindern mit Sprachförderbedarf besucht werden. Dadurch sind Sprach-Kitas ein wichtiger Baustein für gelingendes Aufwachsen und Chancengleichheit. Das Projekt der Sprach-Kitas läuft nun nach elf Jahren aus. Insgesamt sind in NRW 1.481 Kitas und 85 Personen in Fachberatungsstellen sowie 1.480 Fachkräfte in Kitas betroffen. Im Jahr 2022 beläuft sich die Fördersumme auf insgesamt 47.583.981 Euro.

Je Kita, die am Bundesprogramm teilnimmt, wird eine halbe Stelle für eine Sprachfachkraft finanziert. Die Sprachfachkräfte koordinieren die gesamte Sprachförderung an der Kita. Sie erheben die Sprachstände der Kinder und ermitteln ihren Sprachförderbedarf, sie erstellen Konzepte für die Einrichtung und schulen die Erzieher*innen in ihren Einrichtungen. Der gesamte Prozess wird dabei dokumentiert.

Unverzichtbar ist aber auch die Arbeit mit den Eltern, die oft selbst über geringe Sprachkenntnisse verfügen. Die Sprachfachkräfte organisieren Eltern-Kind-Nachmittage, an denen die Eltern Methoden lernen, wie sie zu Hause ihre Kinder fördern können und beraten diese über die Möglichkeit weitere Unterstützungsmöglichkeiten.

Die AWO-Kita Am Bruchheck besuchen Kinder mit Wurzeln aus rund 20 Nationen. Etwa 7 von 10 Kindern haben einen Migrationshintergrund.

Zurzeit läuft eine Petition beim Bundestag zu dem Thema. Die Kampagne „Sprach-Kitas retten!“ sammelt hierfür Unterschriften. In vielen Kitas liegen Unterschriften aus. Weitere Infos: www.sprachkitas-retten.de.

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