Laumann gefährdet Existenz des Instituts für Gerontologie

Das Institut für Gerontologie in Dortmund-Eving gehört seit seiner Gründung 1990 in seinem Fachbereich zu den renommiertesten Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland. Dennoch strich Sozialminister Karl-Josef Laumann Ende 2018 dem Institut die institutionelle Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen.

Seitdem ist der Druck auf das Institut gestiegen. Denn die für das Land NRW so wichtigen Tätigkeiten in Beratung und Transfer konnten nicht rein über Drittmittel finanziert werden, wurden aber dennoch von den Mitarbeiterinnen erbracht. Jetzt ist die Existenz des Instituts erneut gefährdet, denn eine bereits in Aussicht gestellte Projektförderung des Landes wurde nun zurückgezogen. Die Dortmunder Landtagsabgeordneten Anja Butschkau und Volkan Baran fragten Minister Laumann deshalb in einer Kleinen Anfrage nach den Gründen seiner Entscheidung, jegliche Projektförderung durch das Land zu streichen. Die nun vorliegende Reaktion Laumanns.

Kleine Anfrage Anja Butschkau Volkan Baran Institut für Gerontologie Dortmund Eving

„Die Antwort von Karl-Josef Laumann ist einfach eine Frechheit“, sagt Volkan Baran. „Er benennt keinen einzigen Grund, weshalb das Institut keine weitere Förderung erhält und keine Angaben, inwiefern die vom Institut eingereichte Projektskizze nicht den Fördervoraussetzungen des Landes entspricht. Stattdessen verliert er sich in Spitzfindigkeiten und beruft sich auf den Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum der Landesregierung. Im Grunde heißt das: Die Mittel werden nicht versagt, weil das Institut schlechte oder unwichtige Arbeit leistet, sondern weil es dem Minister nicht in den Kram passt.“

Die Landtagsabgeordnete Anja Butschkau befürchtet, dass die wertvolle fachwissenschaftliche Expertise, die in den letzten 33 Jahren aufgebaut wurde, am Ende verloren gehen wird. „Auch bei dieser Frage, bringt Minister Laumann dem Institut für Gerontologie keinerlei Wertschätzung entgegen. Stattdessen verweist er lediglich auf die Wissenschaftslandschaft in NRW und Deutschland, die diesen Verlust auffangen würde“, so Butschkau.

Zynisch wirke auf sie, dass Minister Laumanns Staatssekretär Matthias Heidmeier in seinem Ablehnungsschreiben noch lobte, dass das Sozialministerium, wenn es um die Vertiefung gerontologischer Fragestellungen gehe, mit dem Institut für Gerontologie ein sehr kompetentes Forschungsinstitut in NRW habe. „Wie will er die Dienste des Instituts in Anspruch nehmen, wenn es aufgrund fehlender Finanzierung geschlossen wird?“ merkt Anja Butschkau an.

Die Abgeordneten Volkan Baran (l.), Dietmar Köster (r.) und Anja Butschkau (2.v.r.) besuchten bereits im Oktober 2018 das Institut für Gerontologie. Institutsdirektor Prof. Dr. Christoph Strünck und Geschäftsführerin Elke Olbermann stellten die erfolgreiche Arbeit des Instituts vor.

Auch für Evings Bezirksbürgermeister Oliver Stens ist die Nachricht des Ministers eine Katastrophe: „Die Ansiedlung der Forschungs- und Bildungseinrichtungen rund um den Evinger Platz sind nach wie vor ein wichtiger Beitrag zum gelungenen Strukturwandel im Stadtbezirk nach der Stilllegung der Zeche Minister Stein. Jeder Leerstand in unserer Evinger Mitte tut richtig weh, wie wir auch im benachbarten Einkaufszentrum sehen. Dass jetzt ausgerechnet die Landesregierung neue Leerstände befördert, ist skandalös.“

Das Institut, das sich in den letzten Jahren positiv weiterentwickelt hat, muss jetzt unter großem Zeitdruck ein neues Organisationsmodell finden. Das eingeplante Projekt zur Verbesserung von Senioreninformationen hätte dazu eine Brücke sein sollen. Erfahrene Mitarbeiterinnen zu halten, wird nun extrem schwierig. Das langjährige Projekt zur wissenschaftlichen Begleitung der Landesseniorenvertretung wurde dem Institut ebenfalls entzogen. Begründung: Das Institut könne die Zuverlässigkeit als fachlicher Träger ja nicht mehr garantieren. Eine Situation, die das Ministerium selbst verursacht hat.

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