Kann die Landesregierung die Bildungskatastrophe noch abwenden?

Unser Bildungssystem von der Kita bis zum Abitur fährt auf Verschleiß. Es herrscht Mangel allerorten: Erzieher*innen, Lehrkräfte, fehlende Gebäude, marode Gebäude, hoher Krankenstand. Allein im kommenden Jahr fehlen 102.000 Kitaplätze. Und jetzt musste die Landesregierung kleinlaut eingestehen: NRW wird es nicht schaffen, den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule ab 2026 umzusetzen. Dazu fehlen aktuell nämlich stolze 260.000 Ganztagsplätze.

Dieses Kaputtsparen der frühkindlichen Bildung hat Folgen: Der IQB-Bildungstrends 2021 hat drastische Defizite bei Grundschüler*innen im Lesen, Schreiben und Rechnen aufgezeigt. Das ist eine Bildungskatastrophe. Eine Katastrophe, die nicht einfach auf das Kita- und Schulchaos der Pandemie zurückzuführen ist, sondern Ergebnis einer chronischen Unterfinanzierung der frühkindlichen Betreuung und Bildung ist.

Wir müssen jetzt umsteuern und begreifen, dass jeder Euro in die Bildung eine Zukunftsinvestition ist, die sich mehrfach auszahlt. Deshalb schlagen wir einen Bildungs- und Betreuungsgipfel, eine Personaloffensive und eine umfassende Reform des KiBiz vor.

Nun wurde auch noch bekannt, dass die Zahl der offenen Lehrer*innenstellen in NRW deutlich höher ist, als bisher angenommen. Rund 8.000 Stellen sind unbesetzt. Vor allem in den Grundschulen fehlt es an einer ausreichenden Lehrkräfteversorgung. Es geht auch um mangelnde Grundkompetenzen von Grundschüler*innen, um fehlendes Geld im System, um fehlende multi-professionelle Teams und um einen schlechten Zustand der mentalen Gesundheit von Schüler*innen und Lehrkräften.

Ein halbes Jahr hatte die Landesregierung Zeit, sich um ein Konzept zu kümmern, wie sie die Bildungskatastrophe verhindern will. Erst nachdem es in der letzten Plenarsitzung in einer Aktuellen Stunde noch einmal hoch herging, stellte die Schulministerin Dorothee Feller wenige Tage später ihr Handlungskonzept Unterrichtsversorgung vor. All die Maßnahmen, die wir seit vielen Jahren fordern, wie die Erleichterung des Seiteneinstiegs oder die bessere Wertschätzung der Lehrkräfte, wurden endlich übernommen. Neben den guten Überschriften mangelt es dem Handlungskonzept aber an Breite und Tiefe. Fragen zur kurzfristigen Entlastung der Lehrkräfte bleiben zudem leider unbeantwortet.

Der Landesregierung fehlt nach wie vor der Überblick. Das merkte man auch bei der Beantwortung einer Kleinen Anfrage. Wir wollten wissen, wo es real an Lehrkräften fehlt, auch weil z.B. Kolleg*innen in Elternzeit oder dauerhaft krank sind. Hierüber führe die Landesregierung keine Statistik, das sei nur den Schulen und Schulträgern bekannt.

  • SPD-Antrag auf eine Aktuelle Stunde „Neue Dimension der Bildungskatastrophe – Lehrkräftemangel noch größer als befürchtet!“: bit.ly/3PBvefo
  • SPD-Antrag „Betreuungs-Gipfel jetzt! Herausforderungen des Kita- und OGS-Ausbaus gemeinsam angehen, um die Bildungskatastrophe in der frühkindlichen Bildung zu verhindern“: bit.ly/3Gdy3Al

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