Nein, auf gar keinen Fall möchte ich Euch Müttern den heutigen Tag vermiesen. Auch deshalb nicht, weil ich mich auch, seitdem meine Tochter auf der Welt ist, insgeheim über kleine Geschenke freue. Besonders über die selbstgemachten, gebastelten Geschenke. Weil ich doch weiß, was es für meine Tochter, die nie gerne gebastelt hat, bedeutet mir ein selbstgemachtes Geschenk zu überreichen. Und dies, obwohl ich doch immer wieder lautstark beteuere, dass dies doch wirklich nicht notwendig sei.
Trotzdem stelle ich mir die Frage, ob der Muttertag überhaupt noch zeitgemäß ist. Wir leben im 21. Jahrhundert und dennoch gilt die Mutter, die neben Kleinkind Vollzeit arbeitet, häufig noch als Rabenmutter. Wir leben in einem Jahrhundert, in dem Frauen noch immer weniger Gehalt beziehen als Männer, auch weil sie sich in erster Linie um den Nachwuchs kümmern. Und obwohl junge Frauen häufiger als junge Männer Abitur machen, arbeiten mehr Männer in Führungspositionen, eben u.a. deshalb, weil die Mütter zugunsten ihrer Familie auf eine Berufstätigkeit verzichten.
Leider gibt es immer noch keine Gleichberechtigung und es ärgert mich, wenn Tage wie diese zum Kommerz verkommen.
Es spricht nichts dagegen, einmal im Jahr zu würdigen, was die Mütter – auch für die Gesellschaft – jeden Tag leisten, oft neben dem Beruf und bis zur körperlichen und seelischen Erschöpfung. Meinetwegen! Dann müssen wir allerdings alle Mütter in den Blick nehmen, zum Beispiel auch die Alleinerziehenden, von denen wir wissen, dass fast jede zweite in Armut lebt. Und nicht deshalb, weil sie keine gute Ausbildung haben, sondern weil sie Berufstätigkeit und Familie häufig nicht unter einen Hut kriegen.
Und deshalb finde ich es viel wichtiger, wenn wir endlich Rahmenbedingungen schaffen, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen. Wenn wir endlich eine Lohngerechtigkeit hinkriegen und langfristig vielleicht eben auch ein anderes Rollenverständnis. Dann hätten wir jeden Tag ein klein bisschen Muttertag – wäre mir lieber und die (selbstgemachten) Geschenke und kleinen Aufmerksamkeiten würde ich trotzdem annehmen. Aber nur mit der Bemerkung: Das wäre doch nicht nötig gewesen!