Stell dir vor, es ist Krieg und keine*r geht hin

Stell dir vor, es ist Krieg und keine*r geht hin. Diesen berühmten und häufig verwendeten Satz des US-amerikanischen Autors Carl Sandburg kennt wohl fast jede*r. Und fast jede*r weiß auch, wie utopisch diese Vorstellung ist. Dennoch zeigt uns dieser Satz zwei Dinge: Erstens, wie sinnlos Krieg ist. Zweitens, dass wir Menschen es selbst in der Hand haben, Kriege zu beenden und dem Frieden eine Chance zu geben.

Es geht in diesen Zeiten um mehr als nur um Corona. Wir dürfen andere wichtige Themen nicht vernachlässigen, weshalb ich mich heute mal zu einem Thema äußern möchte, das mir sehr am Herzen liegt.

Ich bin froh und glücklich in Europa zu leben, ein Kontinent, der nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend Frieden erlebte und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs auch weitgehend geeint ist. Doch so geht es nicht allen Menschen. In vielen Ländern der Welt gibt es Krieg und kriegerische Auseinandersetzungen. Syrien, Libyen, Jemen, Afghanistan, Somalia, Irak, Palästina. Das sind nur ein paar dieser Länder, in denen Menschen aufgrund von Kriegen und Konflikten sterben. In den letzten Jahren haben wir in Deutschland die Auswirkungen des Krieges in Syrien hautnah miterlebt. Wir haben in unserem Land viele Menschen aus Syrien, aber auch aus anderen Ländern, aufgenommen, weil sie vor Krieg, Zerstörung und Hoffnungslosigkeit geflohen sind. Viele haben Verwandte und Angehörige verloren und wollten sich und ihre Familien in Sicherheit bringen. In Deutschland können wir ihnen diese Zuflucht und Sicherheit geben. Wir haben einen funktionierenden Rechtsstaat mit dem Recht auf Asyl.

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Aber auch wir in Deutschland können mehr tun, um gewalttätige Konflikte zu vermeiden. Weiter exportieren wir Waffen in Milliardenhöhe ins Ausland. Und eben nicht nur an EU- und NATO-Staaten, sondern auch vermehrt an Drittstaaten. Es kann nicht kontrolliert werden, wo diese Waffen am Ende landen. Das Stockholmer Forschungsinstitut Sipri hat nun zudem veröffentlicht, dass der deutsche Verteidigungsetat 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 10% auf ca. 46 Mrd. Euro gestiegen ist. Kein anderes Land in Europa hat seine Verteidigungsausgaben so stark gesteigert. Wir geben viel Geld für Waffen und Militär aus und haben weltweit den siebtgrößten Militärhaushalt. Eine klare Linie für Frieden und Abrüstung sieht anders aus.

Und helfen tut dies den Menschen in Krisen- und Kriegsregionen, die als Flüchtlinge zu uns kommen, nicht. Diese Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben und entwurzelt. Viele von ihnen haben Dinge erlebt und gesehen, die tiefe Wunden an Körper und Seele gerissen haben. Wunden, die nicht oder nur schwer und langsam heilen. Sie haben Traumata und psychische Leiden. All das aufgrund von Krieg und Gewalt.

Umso mehr begrüße ich den Vorstoß von UN-Generalsekretär António Guterres und dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron, sich für einen weltweiten Waffenstillstand einzusetzen, damit die Menschen in Kriegsregionen nicht noch mehr leiden, als sie es durch das Corona-Virus schon längst tun. Ein Waffenstillstand, damit die internationale Staatengemeinschaft ihr Engagement zur Bekämpfung des Virus ausweiten kann. Ich kann es nur unterstützen, dass Emmanuel Macron die ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates dazu bewegen will, diese Initiative mitzutragen. In der Hoffnung, dass dies gelingt und die Waffen auch nach der Corona-Pandemie schweigen, bleibt zu sagen: Stell dir vor, es ist Krieg und keine*r geht hin.

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