Umwelt- und Naturschutz: Eine Frage der Gerechtigkeit

„Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden!“ Schon Willy Brandt wusste, dass eine saubere Umwelt sehr viel mit sozialer Gerechtigkeit zu tun hat. Wer wenig Geld hat, wohnt eher in dicht bebauten Stadtvierteln, wo an heißen Sommertagen der Klimawandel noch stärker zu spüren ist, und seltener im Einfamilienhaus im Grünen. Daher ist uns Sozialdemokrat*innen auch der Kleingarten so wichtig.

Wer leidet denn in Deutschland vor allem unter den Folgen des Klimawandels mit Hitzesommern, Starkregenereignissen und Wassermangel? Wer trägt denn die gesundheitlichen Folgen von Luftverschmutzung und Bodenbelastung? Wessen Arbeitsplätze und Wohlstand hängen von einem nachhaltigen Umbau von Industrie und Wirtschaft ab? Es sind weniger die Besserverdienenden, die in gut gedämmten Häusern wohnen oder sich in ihren Garten flüchten. Es sind die Menschen mit kleineren Einkommen. Diejenigen, die in den dichter besiedelten Vierteln in den Städten leben, dicht an dicht. Wo es in zunehmend heißen und trockenen Sommern kaum Abkühlung gibt. Sie vor allem tragen die gesundheitlichen Folgen der Feinstaubbelastung, weil sie in der Nähe von Industrieanlagen oder an den großen Hauptverkehrsachsen leben. Sie vor allem sind auf einen nachhaltigen Umbau der Industrie angewiesen, damit ihre Arbeitsplätze nicht verloren gehen.

Umwelt-, Klima- und Naturschutz müssen uns Sozialdemokrat*innen viel stärker interessieren, als sie es in den letzten Jahren getan haben. Wir sind es, die den Spagat schaffen, zwischen dem Bewahren der Natur auf der einen Seite und auf der anderen Seite dem Ermöglichen weiterer Entwicklung, z.B. der Ausweisung neuer Wohnbauflächen oder dem Erhalt industrieller Arbeitsplätze. Wir sind es, die die Energiewende so gestalten, dass erneuerbare Energien auch für Menschen mit kleinem Geldbeutel erschwinglich werden. Und wir sind diejenigen, die sich dafür einsetzen, dass die Umweltbelastungen gerade in benachteiligten Stadtvierteln reduziert werden. Oder zusammen gefasst: Wir sind diejenigen, die für Umweltgerechtigkeit sorgen!

Naturschutz ist Menschenschutz

Naturschutz, das klingt immer ein bisschen nach Gefühl und Gedöns. Als ginge es darum, einen verletzten Vogel zu retten (wogegen nichts einzuwenden ist!). Nur darum geht es nicht. Die Natur im Ganzen kann ohne uns. Aber wir können nicht ohne Natur. Sie ist unsere Lebensgrundlage. Sie ist der sprichwörtliche Ast, auf dem wir sitzen (und an dem wir wirklich nicht sägen sollten).

Doch Ökosysteme und Artenvielfalt stehen auch bei uns unter großem Druck: Insektensterben, sinkende Grundwasserspiegel, erodierende und ausgetrocknete Böden und die weitere Versiegelung von diesen zwingen uns in Verbindung mit den klimatischen Veränderungen zum Handeln. Wir müssen umstellen auf eine nachhaltige Nutzung unserer natürlichen Ressourcen. Denn Wasser, Wald und Böden sind empfindliche Ressourcen. Sind sie gestört, hat das weitreichende Folgen für uns. Übernutzte Böden bringen weniger Ertrag. Und kranke Wälder liefern weniger Holz. Doch es geht weit über diese wirtschaftlichen Erwägungen hinaus: Intakte Ökosysteme spielen eine unverzichtbare Rolle im Umgang mit dem Klimawandel, mit Dürren und Hochwasser. Gesunde Böden und Wälder sind unverzichtbare Wasserspeicher. Bäume und Pflanzen lindern die Hitze in den Städten und sorgen für frische Luft.

Umwelt schützen, der Gesundheit zuliebe

Eine intakte Umwelt ist von grundlegender Bedeutung für die menschliche Gesundheit. Wir erleben gerade, dass Hitze- und Dürresommer mit zunehmenden Starkregenereignissen zur neuen Normalität werden. Wir sorgen uns um Hitzetote. Wir diskutieren über Hitzeschutzpläne und klimaresiliente Städte. Denn Luftverschmutzung, Hitze und Extremwetter haben handfeste Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen: Eine hohe Feinstaubbelastung kann zu chronischen Atemwegserkrankungen führen und das Leben erheblich verkürzen. Hitzewellen führen zu Kreislaufproblemen und Dehydrierung. Hautkrebserkrankungen nehmen mit der sengenden Sonne zu.

Wir werden uns hierauf einstellen müssen. Und wir müssen Vorkehrungen treffen: Mit Kälteräumen und Wasserflächen zur Abkühlung im Sommer. Mit mehr städtischem Grün zur Reinhaltung der Luft. Und mit nachhaltigen Wassernutzungskonzepten, damit auch in anhaltenden Trockenzeiten alle Menschen mit sauberem Wasser versorgt werden können.

Der Zugang zur Natur muss jedem offen stehen

Viele Kinder und Jugendliche aus armen Familien haben kaum noch einen Zugang zu Grün und Natur. Dabei ist genau das so wichtig. Nur wer die Natur kennt und versteht, wird sich auch für ihren Schutz einsetzen.

Der Ausflug ins Grüne – sei es mit der Familie, der Schule oder durch außerschulische Angebote – muss genauso Realität von Kindern und Jugendlichen sein, wie grüne Ort im eigenen Wohnquartier. Deshalb setzen wir uns für stärkere umweltgerechte Angebote in der Kinder- und Jugendpolitik als auch in Stadtplanung ein.

Kleingärten: Kleine Gärten ganz Groß

Kleingärten sind uns so wichtig, dass die SPD-Fraktion dafür eigens eine Beauftragte benannt hat. Richtig, das bin ich. Klingt das übertrieben? Ist es nicht, versprochen.

Denn Kleingärten erfüllen als grüne Oasen in unseren Städten eine unglaublich wichtige Funktion für Mensch und Natur: Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt in den für Flora und Fauna oft lebensfeindlichen urbanen Umwelten. Sie versorgen die Stadt mit Frischluft und Abkühlung in zunehmend heißeren und trockenen Sommern.

Kleingärten bieten Menschen, die keinen eignen Garten an ihrer Stadtvilla oder an ihren Einfamilienhäusern an den Rändern der Stadt haben, einen grünen Erholungsort. Kleingärten ermöglichen den Menschen, sich vom hektischen Stadtleben zurückzuziehen und die Natur zu genießen – und das mitten in der Stadt!

Sie sind Zugang zu gesunden und kostengünstigen Lebensmitteln – und damit gerade in Zeiten hoher Inflation für Menschen mit kleinen Einkommen umso wichtiger. Kinder und Jugendliche lernen hier, wie unsere Lebensmittel entstehen und wie Natur funktioniert. Deshalb sollten Kleingartenanlagen auch immer ein Ort des Lernens sein, die auch Nicht-Mitgliedern offen stehen.

All dies leisten die Kleingärten natürlich nicht alleine: Hinter jedem Kleingarten stehen schließlich hingebungsvolle Kleingärtner*innen. Menschen wie du und ich. Aus allen Kreisen der Gesellschaft. Die sich in den Kleingartenvereinen zusammenfinden, ihre Gärten pflegen, ausspannen und gemeinsame Feste feiern. Kleingärten sind unverzichtbare Orte einer lebendigen Stadtgemeinschaft.

Und deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Kleingärten geschützt, neue geschaffen werden und jeder Mensch unabhängig seines Einkommens sich einen solchen Kleingarten leisten kann.