Bei Gesprächen mit Besuchergruppen werde ich häufig gefragt, wie ich in die Politik kam. Dann erzähle ich gerne, dass meine politische Sozialisation bereits in meiner Jugend begann, als ich einen sehr engagierten Deutschlehrer hatte, der uns immer wieder ermahnte, welche Verantwortung jeder von uns hat – gerade, wenn es darum geht, eine Wiederholung der Verbrechen von Nationalsozialismus und Faschismus zu verhindern. Zu Reinhard Junge – so hieß er – habe ich heute noch ein enges Verhältnis.
Was ich damals nicht wusste: Sein Vater Heinz Junge, der zeitlebens in der Dortmunder Erinnerungsarbeit an den Holocaust aktiv war, beteiligte sich in der Nazi-Zeit im Widerstand und überlebte nur knapp die Haft im Konzentrationslager.
Nun hat Reinhard Junge, der ebenfalls vielen als Autor von Kriminalromanen bekannt ist, ein Buch über die Erzählungen seines Vaters über sein Leben im Widerstand und die schrecklichen Erlebnisse im Konzentrationslager geschrieben.

In Zeiten, in denen die Rechte immer stärker wird, soll das Buch mahnen. Mit Reinhard und dem Werkstattrat habe ich nun eine Lesung in den Werkstätten der AWO Dortmund (WAD) organisiert. Die Mitarbeiter*innen von WAD und dobeq hatten die Gelegenheit, die Geschichte von Heinz Junge kennenzulernen.
Denn leider gibt es auch in den Werkstätten immer mehr Mitarbeiter*innen, die für die Parolen der AfD empfänglich sind. Die Bedingungen in der Eingliederungshilfe sind leider nicht so optimal, wie ich es mir wünschen würde. Auch hier erleben wir bei vielen Frust und Enttäuschung. Deshalb war mir die Veranstaltung wichtig.