Barrierefreiheit im Nahverkehr auf dem Prüfstand

Dortmund, 10.10.2025

PRESSEMITTEILUNG :Anja Butschkau (SPD) auf Tour mit Dortmunds Stadtbahnen – Barrierefreiheit im Nahverkehr auf dem Prüfstand

Wie barrierefrei ist der öffentliche Nahverkehr in Dortmund tatsächlich? Diese Frage stellte sich die SPD-Landtagsabgeordnete Anja Butschkau bei einer Stadtbahntour durch Dortmund, die sie gemeinsam mit dem Werkstattrat der WAD (Werkstätten der AWO Dortmund) und Ines Elbers aus dem Betriebsleiterbüro und Koordinatorin Barrierefreiheit bei DSW21 unternahm. Ziel war es, die alltäglichen Herausforderungen von Menschen mit Behinderungen beim Fahren mit Bus und Bahn aus erster Hand kennenzulernen.

Begleitet wurde Butschkau von Menschen, die in ihrem Alltag immer wieder an Barrieren stoßen – etwa Personen mit Autismus, Rollstuhlnutzer*innen oder Menschen mit kognitiven Einschränkungen. „Es war ein eindrucksvoller Perspektivwechsel, der mir deutlich gemacht hat, wie viele Hindernisse trotz aller Fortschritte noch bestehen“, fasste Butschkau ihre Eindrücke zusammen.

Barrieren trotz moderner Technik

Zwar sind viele Dortmunder Stadtbahnhaltestellen inzwischen barrierefrei ausgebaut und die Stadtbahnen technisch modernisiert, doch im Alltag bleiben große Probleme bestehen. So gibt es weiterhin Höhenunterschiede zwischen Bahnsteig und Fahrzeug, die es Rollstuhlfahrer*innen unmöglich machen, ohne fremde Hilfe einzusteigen. Die neuen Stadtbahnen auf den Linien U41 und U42 können dies mit einer Absenkfunktion zum Teil ausgleichen. Dies muss aber vom Fahrer Fahrpersonal ausgelöst werden.

Ein weiteres Beispiel: An der Haltestelle Reinoldikirche scheiterte die Gruppe an einem defekten Aufzug. Die Folge: ein Umweg über die nächste Haltestelle Brügmannplatz, um von dort zurückfahren und auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig den Aufzug zur Weiterfahrt mit der U43 zu nehmen. Aber auch funktionierende Aufzüge stellen mitunter eine Herausforderung dar, da sie besonders an zentralen Punkten stark frequentiert sind und lange Wartezeiten verursachen.

Alte Haltestellen: architektonisch spannend, aber barrierefrei problematisch

Viele Stadtbahnhaltestellen aus den 1980er- und 1990er-Jahren beeindrucken zwar durch ihre Architektur, sind aus Sicht der Barrierefreiheit jedoch problematisch. Komplexe Treppenanlagen, verwinkelte Gänge und unübersichtliche Leitsysteme erschweren die Orientierung – selbst für Menschen ohne Einschränkungen.

„Wir haben gesehen, dass Dortmund auf einem guten Weg ist. Aber Barrierefreiheit bedeutet, dass wirklich alle Menschen gleichberechtigt mobil sein können. Dieses Ziel müssen wir konsequent weiterverfolgen, denn die Inklusion von Menschen mit Behinderung ist kein Nice-to-have, sondern ein verbrieftes Menschenrecht“, so Anja Butschkau.

Thorsten Speckmann, Vorsitzender des Werkstattrats der WAD und selbst Rollstuhlfahrer machte deutlich:

„Fehlende Barrierefreiheit bedeutet für uns eine enorme Einschränkung der Lebensqualität und schränkt unsere Teilhabe massiv ein. Schon einfache Wege erfordern viel Zeit und Planung, um von A nach B zu kommen. Es ist unbedingt notwendig, dass sich Menschen ohne Behinderung stärker in unsere Herausforderungen hineinversetzen und dass wir von Anfang an bei Planungen einbezogen werden.“

Ines Elbers von der DSW21 ergänzte:

„Barrierefreiheit hat bei DSW21 einen hohen Stellenwert, denn ihre Realisierung bietet wirklich allen Fahrgästen einen Mehrwert. Unsere Herausforderung ist oftmals, dass wir „im Bestand bauen“ und Umsetzungen Restriktionen verschiedenster Art unterliegen. Da die Herausforderungen bei der Nutzung unseres Verkehrsangebots sehr unterschiedlich sein können, freue ich mich besonders, dass ich die Gruppe begleiten konnte und sage herzlichen Dank für ihre Offenheit und die wertvollen Hinweise. Schön war auch zu sehen, dass die Nutzung der Bahnabsenkung unserer neuen Stadtbahnen eine wirkliche Hilfe beim Ein- und Ausstieg darstellte. Denn auf diese Funktion sind wir besonders stolz und sind derzeit die ersten und einzigen in Deutschland, die über dieses Feature verfügen.“

Fazit: Fortschritte sichtbar, aber der Weg bleibt weit

Trotz aller Hürden stellte die Gruppe auch fest, dass sich in den letzten Jahren vieles positiv entwickelt habe – von barrierefreien Bahnsteigen bis hin zu besseren Informationssystemen. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um eine wirklich inklusive Mobilität in Dortmund zu erreichen.

„Barrierefreiheit ist kein Luxus, sondern eine Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe“, sagte Butschkau abschließend. „Deshalb werde ich mich auch auf Landesebene weiterhin dafür einsetzen, dass die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen stärker berücksichtigt werden.“

Hintergrund

Anja Butschkau ist SPD-Landtagsabgeordnete für den Dortmunder Süden und Mitglied des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales im Landtag Nordrhein-Westfalen. Dort setzt sie sich insbesondere für die Themen Inklusion, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit ein.

Der Werkstattrat ist die Interessenvertretung der Menschen mit Behinderung in den Werkstätten der WAD. Ähnlich wie ein Betriebsrat vertritt er die Anliegen der Mitarbeiter*innen mit Behinderungen und setzt sich für gute Arbeitsbedingungen und eine sichere Arbeitsumgebung ein.

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