Ich trauere um meinen Freund und Mentor Guntram Schneider

Am Samstag habe ich vom Tod meines Freundes und Mentors Guntram Schneider erfahren. Ich bin unsagbar traurig über seinen plötzlichen Tod. Guntram war mir in den letzten Jahren ein wichtiger Mentor, vor allem aber ein Freund, der mich oft unterstützt hat und auf den ich mich verlassen konnte. Mein Beileid und Mitgefühl gilt allen Angehörigen und den vielen Freund*innen und Wegbegleiter*innen, die in diesen Tagen genauso um Guntram trauern, wie ich es tue.

Parteitag NRWSPD Anja Butschkau Guntram Schneider Ina Spanier-Oppermann
Auf dem Landesparteitag der NRWSPD am 24. September 2019 trafen meine AfA-Mitstreiterin Ina Spanier-Oppermann und ich auf unseren Guntram.

Lieber Guntram, ich werde Dich sehr vermissen. Ich werde vermissen, wie Du immer völlig unverständlich reagiert hast, wenn ich Deine Frage, was es denn heute in der Landtagskantine zu essen gab, nicht beantworten konnte, weil ich einfach keine Zeit hatte dort hinzugehen. „Was macht Ihr denn da immer“, war dann Deine Frage. Und am Tonfall und auch an Deiner Mimik konnte ich dann erkennen, dass Du es wirklich nicht nachvollziehen konntest, dass ich mir die Zeit nicht einfach nehme, um Mittagspause zu machen.

Du warst ein Mensch, der Politik aus dem Bauch machte. Ich fand es immer wieder imponierend, wie überaus belesen Du warst und dass Du immer den richtigen Ton bei den Menschen getroffen hast. „Wir müssen die Sprache der Menschen sprechen“, hast Du immer wieder gepredigt. Es bringe gar nichts, wenn wir mit Fremdworten um uns hauen. „Die Menschen wissen doch gar nicht mehr, was wir wollen.“

Ich erinnere mich auch gerne an eine Situation im Supermarkt zurück. Du hattest eine junge Frau angesprochen, weil diese in ihrem Einkaufswagen Tiefkühlware liegen hatte: „Machen Sie doch lieber ein paar Frikadellen, Gehacktes ist im Angebot, dann kaufen sie noch ein paar Kohlrabi dazu, ein paar Kartoffeln und schon haben sie für ein paar Euro eine ganze Mahlzeit.“ Ich wäre beinahe vor Scham im Erdboden versunken. Bei jedem anderen wäre dieser Ratschlag als grenzüberschreitend wahrgenommen worden. Aber nicht bei Dir. Im Gegenteil, Du hast es in einem derartig solidarischen Ton vermittelt, dass die Frau Dir nicht böse war, sondern sich stattdessen mit Dir über Rezepte austauschte.

Ich erinnere mich auch an eine Begegnung im Eugen-Krautscheid-Haus, als ich noch für die AWO arbeitete. Eine ältere Dame berichtete, wie sie das ganze Jahr sparen müsse, um ihren runden Geburtstag mit ihrer Familie feiern zu können. Nach dem Termin hast Du darauf bestanden, dass ich Dir das Geburtsdatum und die Kontoverbindung der Dame besorge. Du wolltest ihr Geld für die Feier überweisen – ohne viel Tamtam, einfach so. „Das geht doch nicht“, hast Du gesagt. „Wo leben wir denn, dass die Frau noch nicht mal zum Geburtstag ihre Familie einladen kann?“ Diese Frage war Ausdruck Deiner Empörung.

Im November haben wir noch zwei Abende miteinander verbracht. Es wäre noch ein dritter Abend dazu gekommen, aber den musstest Du leider absagen. Du warst tief traurig, weil ein alter Falkenfreund von Dir gestorben war. Da war Dir dann nicht nach einem gemütlichen Abend mit Deinem Team Schneider.

So blieben uns die beiden anderen Abende. An dem einen waren wir in Düsseldorf und Du hast mir Deine alten Kneipen gezeigt. Orte, an denen man gut essen und ausgehen kann. Das war Dir immer wichtig. Du bist gefahren an dem Abend. Und als ich meine Verwunderung darüber äußerte, warum Du mich 10 Minuten zu früh abholen würdest, hast Du erwidert: „Weil Du damit gerechnet hast, dass ich zu spät bin.“ Ja, so warst Du: Immer humorvoll und überhaupt nicht affektiert.

Und dann durfte ich Dich ehren für 50 Jahre Mitgliedschaft in unserer Partei. Auch hier wollte ich es wieder perfekt machen: Habe Lieder ausgesucht, eine Gitarristin gefunden und Deinen alten Kumpel Serdar Yüksel, Eberhard Weber und Deine Jungens Martin Schmitz und Jan Pogadl dazu eingeladen. Dein Ortsverein Innenstadt hat mitgespielt. Insgesamt ein schöner Abend und für uns eine schöne Erinnerung.

Jetzt bist Du nicht mehr da: Ich habe dir viel, sehr viel zu verdanken. Ich habe eine Menge von Dir gelernt. Und eins verspreche ich Dir: Ich werde den Kampf um eine sozial gerechtere Welt nicht aufgeben, ich werde Widerworte geben und zwar in der Sprache, die die Menschen verstehen.

Mach`s gut Guntram. Glückauf!

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