Wohnungslosigkeit in Dortmund – Jeder soll ein Zuhause finden

In vielen Dortmunder Wohnsiedlungen ist die Welt noch in Ordnung. Wer ein hübsches Zuhause hat, um das er oder sie sich nach der Arbeit akribisch kümmern kann, hat im Grunde selten materielle Probleme. Er oder sie lebt in einer Welt der Sicherheit. So geht es nicht jeder*m in unserer Stadt. Am heutigen Tag der Wohnungslosen wollen wir das Schicksal wohnungsloser Menschen sichtbar machen.

Denn Wohnungslosigkeit ist kein kleines Problem. Wohnen ist eins der wichtigsten Bedürfnisse des Menschen. Der oder die ein oder andere von Euch hat sicherlich schon von der Maslowschen Bedürfnispyramide gehört. Und da kommt dieses Bedürfnis direkt nach Essen, Trinken und Schlaf.

Darüber, wie viele wohnungslose Menschen in Deutschland leben, gibt es nur Schätzungen. Eine kleinere Großstadt würde man damit aber auf jeden Fall voll kriegen. Viele Betroffene kommen nach einem Verlust der Wohnung vorübergehend bei Verwandten und Freunden unter bis sie eine neue Wohnung finden. Das wird aber immer schwieriger, denn es fehlt vielerorts an bezahlbarem Wohnraum. Und somit steigt von Jahr zu Jahr die Zahl derer, die kein Zuhause haben. Der Anteil der Frauen nimmt dabei zu und immer häufiger sind sie in Begleitung von Kindern. Der Wohnungsnotfallstatistik des Landes Nordrhein-Westfalen waren am 30.06.2019 übrigens 46.610 Fälle hilfeersuchender wohnungsloser Menschen bekannt. Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher sein.

Wir wollen wohnen Wohnungslosigkeit Dortmund

Wer mit offenen Augen durch die Dortmunder Innenstadt spaziert, wird feststellen, dass auch die Obdachlosigkeit zugenommen hat und immer sichtbarer wird. Also die Menschen, die nicht nur kein Zuhause haben, sondern auch niemanden, bei dem sie unterkommen können. Dieses Phänomen spiegelt sich durch Schlafsäcke, Tüten und Decken in Hauseingängen genauso wider, wie an der Zahl bettelnder Menschen in der City. Viele Dortmunder*innen fühlen sich dadurch belästigt.

Hilfe unabhängig der Herkunft

Das kann ich nur bedingt nachvollziehen. Schön ist es aber nicht. Es zeigt mir, dass Sozialpolitik dieses Problem endlich konsequenter anpacken muss, um den sozialen Frieden in Dortmund zu wahren. Dabei darf die Herkunft der Betroffenen keine Rolle spielen. Ein obdachloser Mensch ist ein obdachloser Mensch, egal ob er aus Deutschland oder aus Rumänien kommt, ob er psychisch krank oder abhängig ist, ob er Anspruch auf Sozialleistungen hat oder nicht. Wer in einer solchen Notsituation ist, dem muss – nach meinem sozialdemokratischen Weltbild – Solidarität und Hilfe zu Teil werden. Wir müssen eine Lösung finden, diesen Menschen unabhängig ihrer Herkunft zu helfen, wieder in die Spur zu finden.

Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als auf der Straße leben zu müssen. Aber das ist in unserer Stadt die Lebensrealität von nicht wenigen Menschen. Da sie kein Zuhause haben, müssen sie sich im öffentlichen Raum aufhalten. Und das führt regelmäßig zu Ärger und dazu, dass die Betroffenen vom einen an den anderen Ort verdrängt werden. Wir brauchen mehr Aufenthaltsorte für diese Menschen, an denen sie akzeptiert und nicht weggejagt werden. Das war und ist gerade unter Corona-Bedingungen ein Problem. Unsere Stadtgesellschaft sollte aber so kreativ sein, dass sie auch hierfür eine Lösung findet. Denn die Stadt ist für alle Menschen da, nicht nur für die, die Geld und Wohnung haben.

Hilfe und Alternativen statt Ordnungsstrafen

Und mit einem kommt mein sozialdemokratisches Herz gar nicht klar: statt diesen Menschen, die es ohnehin schon schwer genug haben und unsere Solidarität erwarten dürften, ein Hilfsangebot zu machen und Alternativen aufzuzeigen, sind sie mit einem restriktiv handelnden Ordnungsamt konfrontiert. Nicht selten werden sie mit Geldstrafen belegt, die sie gar nicht finanzieren können. Stattdessen landen sie dann in überfüllten Justizvollzugsanstalten, um ihre Strafe abzusitzen. Das ist nicht nur unsinnig, sondern kostet den/die Steuerzahler*in außerdem noch viel mehr, als wenn man den Leuten einfach geholfen hätte.

Klar, kann man da sagen, gleiches Recht für alle – wer sich nicht an Corona-Schutzabstände hält, darf nicht anders behandelt werden, als andere. Diese Ansicht ignoriert aber die Lebensrealitäten und Zwänge, die ich gerade beschrieben habe. Und das macht die Sache ungerecht.

Am Ende wird es aber bei der Bekämpfung der Wohnungslosigkeit vor allem darauf ankommen, dass wir bei der Schaffung von Wohnraum eine Schüppe drauflegen. Der muss bezahlbar sein. Teure Microappartements ändern an der Situation wenig, so lange es keinen „angemessenen“ Wohnraum für alleinstehende Sozialleistungsbezieher*innen gibt.

Für bezahlbares Wohnen brauchen wir ein öffentliches Wohnungsbauprogramm

Bei der Lösung dieses Problems wird uns der freie Wohnungsmarkt nicht weiterhelfen. Wir brauchen ein öffentliches Wohnungsbauprogramm, das Baugrundstücke dem Spekulationsbedürfnis der privaten Wohnungswirtschaft entzieht und es gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften ermöglicht, das zu tun, wofür sie da sind: Wohnraum zu schaffen, der für jeden Menschen in unserer Stadt bezahlbar ist!

Nur so – durch neue bezahlbare Wohnungen und mehr Respekt für Menschen in Not – werden wir es schaffen, dass jeder, der in Dortmund lebt, hier auch ein Zuhause findet!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.